Verlängerung der Ausstellung
- wilmamaier

- 5. Jan. 2024
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 3. Feb. 2024



Ansprache zur Vernissage vom 20. Mai 2023 Herzberg - Wilma Deiss
Herzlich willkommen hier im Haus der Begegnung.
Es freut mich, dass ich heute im Bildungshaus Herzberg mit Patrick Roth
ausstellen darf, herzlichen Dank an Eveline Bühler, Leiterin des Hauses.
Nun zum Malen: Ich male aus der Farbe heraus, versuche im Malprozess der Farbe Raum zu geben und mich auf die Farbe einzulassen, zu spüren, was die Farbe braucht und wohin sie mich führt. Es ist wie ein Schaffensprozess, indem sich das gegenseitige Kräftewirken von Farbwirkung, Formgebung oder Formauflösung, Abgrenzung oder Verbindung, sich zu einer anschaulichen und wahrnehmbaren Bildaussage entwickelt.
Ein Suchen und finden, ein Verlieren und Neugestalten begleiten mich im Malprozess, indem die Farbe an sich und die Beziehung von Fläche und Form die Priorität hat.
In den letzten 25 Jahren bin ich von den bildnerischen Materialien wie Pigmente, Sand, Asche, Russ, Moorlauge, Bitumen, Steinmehl, Gesso, eine Gipsmischung und Bienenwachs fasziniert.
Wie sie bei den Bildern oft sehen können, sind die Pigmente in einer oft dickeren Struktur aufgetragen. Das gibt der Oberfläche etwas haptisches, manchmal erinnert es an die verwitterten Verputze einer Fassade, wie man sie in Italien oder in südlichen Ländern sehen kann.
Da ich ja früher, ausser dem plastischen, räumlichen gestalten immer in Aquarelltechnik gemalt habe, konnte ich oben erwähnte Materialien nicht anwenden. Dies hat sich aber geändert und seit mindestens 2 Jahren
male ich so, wie Sie die ausgestellten Bilder heute betrachten können.
Ein mir ganz wichtiges Gestaltungselement ist das Bienenwachs.
Seit einigen Jahren versuche ich Bienenwachs in flüssiger Form in den Malprozess zu integrieren. Das Bienenwachs wirkt nicht nur als oberste Schutzschicht, die der Bildfläche eine harmonische Wirkung verleiht, sondern, ich versuche auch, das Wachs in den eigentlichen Gestaltungsprozess während dem Malen einzubeziehen.
Das geschieht durch übermalen der Wachsfläche mit Tusche oder durch Einritzen in das Wachs und wieder hervorholen von den unteren Farbflächen. Dadurch entstehen neue Kompositionselemente von Flächen und Linien.
Das Bienenwachs wirkt somit als gleichwertiges Gestaltungsmaterial wie die Pigmente und die Ölfarbe usw.
Es ist für mich auch interessant zu erkunden, wie die vorantiken Völker, die Ägypter und die Phönizier, oder die Ikonenmaler in der Byzantinischen Zeit, das Bienenwachs im Bilde verwendet und integriert haben. Die Ikonenmaler malten auf einer erwärmten Metallplatte, sodass sich das Pigment mit dem heissen Wachs gut vermischen konnte und während des Malens nicht hart wurde.
Ich erwärme das Wachs im Wasserbad und streiche es dann mit einem Naturhaarpinsel über die gemalte Fläche. Da wird das Wachs sofort hart und ich kann dann wie vorhin beschrieben durch einritzen in die Wachsfläche oder mit Tusche übermalen, so noch weitergestalten.
Das nächste sind die Oxidationen: In einigen Bildern sehen Sie Oxidationen aus Eisenoxid oder Kupferoxid. Diese entstehen durch die Verwendung von einer Malpaste, in der Eisenpartikel oder Kupferpartikel drin sind.
Durch hinzufügen einer Säure oxidieren die Metallteile und somit habe ich im Bilde die schönen warmen Brauntöne von Rost oder die grünlichen Türkistöne von Kupferoxid.
Zu Schwarz: Ich gehe hier auf das Schwarz ein, welches ich mit Bitumen im Bild erreiche. In einigen Bilder, vor allem bei den Aktzeichnungen habe ich Bitumen, also Teer verwendet.
Mit den Worten von Liane Collot d`Herbois, einer Mallehrerin aus Holland, die eine ganz eigene Farbenlehre entwickelt hat, stelle ich dieses sehr dunkle Schwarz, als Dunkelheit dar, die im Makrokosmischen Sinne der uranfänglichen Schöpferkraft entspricht. Zuerst ist dort die Finsternis da. Sie ist die alles umhüllende, alles durchdringende, alles tragende Mutter der Substanz.
Die Finsternis oder Dunkelheit, hat die Eigenschaft oder die Kraft der Anziehung, die der Ausdruck der Sympathie ist. Sie nimmt alles auf. Diese Finsternis hat also nichts mit bedrohlicher oder beängstigender Dunkelheit zu tun, sondern eben im aufnehmenden, sympathischen Charakter.
An sich ist die Finsternis Formlos. Sie hat kein Zentrum und kann keine Peripherie bilden. Die Finsternis ist das allererste Prinzip der Schöpfung und auch das mächtigste.
In diese Dunkelheit ritze oder zeichne ich die weiblichen Aktfiguren ein, die ich im Laufe der Jahre früher schon auf Papier gezeichnet habe.
Somit verbinde ich zeichnerisch die körperliche Form mit der alles aufnehmenden und geduldigen schwarzen Bitumenfläche.
Ein Gedicht von Rosemaria Pütz
Immer auf den Wegen sein,
die wirklich gegangen werden.
Nicht alle zugleich und gleicherweise.
Je einzeln – doch als Glied eines Ganzen
Und mit etwas in uns, das führt.


Ausstellung Herzberg Ansprache Biographisches
Eveline Bühler hält die einführende Rede zur Ausstellung an der Vernissage am
20. Mai 2023
Einige biographische Schwerpunkte, die das Leben von Wilma Deiss prägten.
Aufgewachsen in Süddeutschland im Allgäu mit Sicht auf die Alpen. Dort lebte sie sehr naturverbunden und verbrachte die Schulzeit bis zum Abitur.
1978 zog Wilma für 4 Jahre in das flache Norddeutschland, wo sie bei Bremen ein
4 -jähriges Kunststudium für Kunsttherapie, Kunstpädagogik und Freie Kunst absolvierte.
Dort studierte und gestaltete sie in vielen Techniken wie Aquarellmalerei nach Goethes Farbenlehre, Druckgraphik, Hoch -und Tiefdruck, Akt-u. Portraitzeichnen.
In ihrem damaligen künstlerischen Schwerpunkt im dreidimensionalen Arbeiten in Ton, Gips, Beton, Holz und Stein entstanden Skulpturen und freie plastische Formen.
Danach immigrierte Wilma Deiss 1983 in die Schweiz.
Sie leitete 14 Jahre lang Aquarellmalkurse in der Freizeitwerkstatt Lenzburg,
führte ein eigenes Atelier für Kunsttherapie und übernahm 7 Jahre lang den Plastizierunterricht in Ton, sowie auch Vertretungen in der Holzwerkstatt an der Rudolf Steinerschule in Schafisheim.
Ab 2003 bis heute noch, arbeitet Wilma in Dietikon an einer Primarschule und unterrichtet Deutsch für Schüler mit Migrationshintergrund und bildnerisches Gestalten.
2006 zog Wilma Deiss mit ihrer Familie nach Biberstein in ein ehemaliges Postgebäude, welches mit seinen grossen Räumlichkeiten Platz zum wohnen und
Atelierräume für ein künstlerisches Arbeiten bot. Damals entstand ein Artikel in der Aargauer Zeitung mit dem Titel « Kunst statt Briefmarken»
Ihr Atelier im Untergeschoss mit direktem Ausgang zum Garten und wieder gute Sicht in die Schweizer Berge, bietet ein abwechslungsreiches Schaffen von Malerei, Malkursen und leben in der Natur, mit Gartenarbeit jeglicher Art. Das erstreckt sich von Gemüseanbau, Pflege von Blumenrabatten, Sträucher schneiden, Terrassen vergrössern u. Obstbäume pflanzenund pflegen.
Oft kommt dann auch die Malerei zu kurz, da die Natur im Rhythmus der Jahreszeiten nicht warten kann. Andererseits war Wilma Deiss von der Wahrnehmung des Werden und Vergehens der Wachstumsprozesse, zu ihren Blumenbildern inspiriert.
Auch wenn Wilma Deiss in der freien Kunst zuerst ihren Schwerpunkt im plastischen Gestalten in Ton, Gips, Beton und Stein hatte, also im drei-dimensionalen räumlichen Schaffen, verlegte sie ab den 1990-er Jahren ihre Konzentration auf das zwei-dimensionale Arbeiten in der Fläche, nämlich auf die Malerei in Ölfarben auf Leinwände oder Holzplatten. Da wurden Pigmente mit Leinöl, Eitempera, Kasein oder auch Acrylbinder vermischt.
Später kamen auch Materialien wie Bitumen, Gips, Sand, Asche und Bienenwachs als Gestaltungselemente dazu.












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